Endoskopische Kastration & Geschlechtsbestimmung bei Schildkröten

Die edoskopische Kastration aber auch die endoskopische Geschlechtserkennung bei Jungtieren löst verschiedene Probleme bei der Haltung von Schildkröten.

Für Landschildkröten ist eine Gruppenhaltung in einem genügend grossen Aussengehege eine artgerechte Haltung.
Das Gehege muss gut strukturiert sein, so dass sich die Tiere nicht ständig sehen. Schildkröten leben in der Natur eher in losen Gruppen und vor allem auf viel grösserem Raum als wir dies ihnen bieten können.

Empfehlenswert ist eine Zusammenstellung von jeweils 3-4 Weibchen auf 1 Männchen, oder der eine reine Weibchengruppe.
Das Geschlecht der Schildkröte kann äusserlich erst ab einem Alter von ca. 5-8 Jahren (ca.350g) sicher bestimmt werden. Bei jungen Tieren kann dies zum Teil erahnt werden, aber ich würde da niemals eine Garantie geben.

Geschlechtsunterschiede bei griechischen Landschildkröten:

Weibchen

• der Schwanz ist kurz
• die Afterschilde sind meist genauso lang wie breit (es ergibt sich optisch ungefähr ein Quadrat – im Foto rot dargestellt)
• die Kloake sitzt nah an der Schwanzwurzel
  (Kloake = gemeinsamer Körperausgang für die Verdauungs-, Geschlechts- und Exkretionsorgane)
• der Bauchpanzer ist eben bis leicht nach aussen gewölbt (konvex)

Männchen

• der Schwanz ist dick und lang
• die Afterschilde sind kurz und breit (es ergibt sich optisch ein längliches Rechteck – im Foto rot dargestellt)
• die Kloake ist weiter von der Schwanzwurzel entfernt
• der Bauchpanzer ist meist stark nach innen gewölbt (konkav)
  Bei der Paarung passt so das Männchen von der Form her besser auf den weiblichen Panzer.

Die geschlechtreifen Männchen sind jedoch sehr “Triebgesteuert” und lassen den Weibchen oft keine Ruhe. Andere Böcke werden traktiert und es herrscht im Gehege eine grosse Unruhe.

Neu können nun die Männchen endoskopisch kastriert werden. Dieser Eingriff kostet im Vergleich zum Preis des Tieres ziemlich viel, wenn man aber bedenkt, dass eine Schildkröte bei guter Haltung bis hundert Jahre alt werden kann und man solange auch eine harmonierende Gruppe hat – ist dieser Eingriff eine lohnenswerte Ausgabe.

Am Tierspital Zürich werden seit letzten Sommer männliche Schildkröten kastriert und die Rückmeldungen bis jetzt zeigen, dass die Aggressivität tatsächlich verschwindet und die Tier zusammen gehalten werden können. Es sind natürlich erst kleine Zahlen vorhanden und dadurch vielleicht noch etwas unsicher ob dies immer und 100% zutrifft.

Gerne geben wir Ihnen den Kurzbericht von Dr. Sandmeier weiter.
Dr. Sandmeier hat in Baden-Dättwil eine Kleintierpraxis.

Bericht und Fotos von Dr. Sandmeier:

Die endoskopische (minimal-invasive) Kastration von Schildkröten wird immer mehr zu einem Thema und die Anfragen dazu bei uns in der Praxis nehmen zu. Dank meiner langjährigen Erfahrung bei der Endoskopie von Vögeln und das Vorhandensein der nötigen Ausrüstung, bin ich auch in der Lage diesen Eingriff bei Schildkröten anzubieten. Die Indikation ergibt sich einerseits bei hypersexuellen und aggressiven Männchen, die andere Schildkröten im Gehege bedrängen oder gar verletzen und erlaubt das friedliche Zusammenleben von verschiedenen Männchen. Anderseits wird bei den weiblichen Schildkröten erreicht, dass sie keine Eier mehr legen und somit die unerwünschte Frühbeetschlüpflinge ausbleiben.

Bei der Europäischen Sumpfschildkröte Emy orbicularis kann durch die Kastration die Fortpflanzung der nicht einheimischen Haplotypen unterbunden werden.

Die Kastration kostet Fr. 800.– für ein Tier oder Fr. 1200.– für 2 Tiere am gleichen Tag, wobei maximal 2 Tiere pro Tag möglich sind. Die Tiere müssen im Voraus 2 Tage gefastet werden und nach dem Eingriff 1 Nacht in der Praxis bleiben.

Die endoskopische Geschlechtsbestimmung bei jungen noch nicht geschlechtsreifen Schildkröten erlaubt eine frühzeitige Erkennung des Geschlechts. Dies ist sehr wertvoll bei tropischen Schildkrötenarten, aber auch bei den europäischen Landschildkröten gibt es immer wieder Situationen wo eine frühzeitige Geschlechtserkennung wichtig ist. Die Endoskopie kann ab einem Körpergewicht von 100g durchgeführt werden. Auch die Jungtiere müssen 2 Tage gefastet werden. Der Eingriff erfolgt aber ambulant und sie können nach wenige Stunden wieder nach Hause. Die Geschlechtsbestimmung kostet Fr. 120.– für das 1. Tier und danach Fr. 75.– für jedes weitere Tier.

Für Fragen steht Ihnen Dr. Peter Sandmeier von der Kleintier- und Vogelpraxis in Baden-Dättwil gerne zur Verfügung (info@kleintierpraxis.ch oder 056 481 81 21)