Zusammenfassung des Vortrages am ZZF-Symposium in Frankfurt (Main) vom 15.10.2023
Der Referent Dr. med. vet. Marko Legler von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover hat diesen spannenden Vortrag über die Fütterung der Wildvögel gehalten.
Warum werden Wildvögel gefüttert?
Die Fütterung von Singvögeln ist nicht nur eine wohltuende Wintertradition, sondern auch eine ganzjährige Praxis in Gärten und Wohngebieten. Die Beweggründe, Vögel zu füttern, sind vielfältig und reichen von Tierschutz und Naturverbundenheit bis hin zur Steigerung des eigenen Wohlbefindens. Dennoch gibt es kontroverse Diskussionen über die Vor- und Nachteile der Wildvogelfütterung.
Die Fütterung von Vögeln ermöglicht, einen tieferen Zugang zur Natur zu schaffen und gleichzeitig auf wichtige Umweltthemen wie Lebensraumverlust, Insektensterben und den Klimawandel aufmerksam zu machen. Die steigende Begeisterung für Wildvögel zeigt sich in der wachsenden Beteiligung an öffentlichen Vogelzählungen, wie der “Stunde der Gartenvögel“, die vom Nabu organisiert wird. Dabei wird deutlich, dass auch die als häufig geltenden Arten, wie Haussperlinge, Amseln und Meisen, in unseren Gärten anzutreffen sind.
Die biologische Vielfalt macht glücklich. Mehr Arten im Garten steigert das Wohlbefinden der Menschen, die sich der Vogelfütterung widmen.
Wieso sind die Bestände der Vogelarten zum Teil rückläufig?
- Das Land wird umgenutzt und die benötigen Flächen für Brutplätze oder auch Futterpflanzen verschwinden
- Fehlende naturnahe Gärten
- Verlust von Staudenfluren
- Verlust von Brutmöglichkeiten
- Klimatische Veränderungen
- Insektenmangel
Studien zeigen, dass die gezielte Fütterung von Wildvögeln positive Auswirkungen auf die Überlebensrate im Winter, die körperliche Verfassung, den Fortpflanzungsbeginn und die Gelegegrösse von Jungvögeln haben kann. Unterschiedliche Futtermittel können verschiedene Vogelarten unterstützen. Im Winter ist eine energiereiche Ernährung besonders wichtig und kann mit Samenmischungen, Nüssen und Fettfutter erreicht werden. Die Verwendung von Insekten in der Fütterung ist für viele Vogelarten unerlässlich, insbesondere bei der Aufzucht von Jungvögeln.
- Grobschnäbelige Arten fressen grobe Körner
- Sonnenblumen sind fetthaltig und sollten vorwiegend im Winter gefüttert werden
- Insektenfutter ist während der Aufzucht von Jungvögeln anzubieten.
- Fett-Futter für Meisen
- Getreide wird von fast keinen Vögeln aufgenommen
Die Gestaltung von naturnahen Lebensräumen hat nach wie vor höchste Priorität, und die Wildvogelfütterung sollte nur eine Ergänzung sein. Der Garten muss für den Winter nicht gejätet werden! Äpfel, Hagebutten und Lavendelblütenstände bieten den Vögeln im Winter natürliche Futterquellen.
Die Fütterung von Wildvögeln in Gärten sollte jedoch verantwortungsbewusst erfolgen. Durch Hygienemassnahmen und die Verwendung von Futterspendern kann die Übertragung von Krankheiten minimiert werden. Auf die Hygiene im Sommer muss noch mehr geachtet werden, da die Krankheitserreger durch die Wärme länger überleben.
- Futterstellen täglich reinigen
- Kot entfernen
- die Wasserschalen regelmässig auch austrocknen lassen (Trichomonadose)
- leicht zu reinigender Bodengrund oder ein Rost
- Verdorbenes Futter entfernen
Was sollte man tun, falls vermehrt tote Vögel um die Futterstelle zu finden sind?
Durch übertragbare Krankheiten und Vögle, die sonst nicht aufeinandertreffen, können auch Krankheiten eher übertragen werden. Auch schwache Vögel, die sonst nicht genügend Futter finden können, überleben am Futterplatz eher.
Aus seuchenhygienischen Gründen sollte die Fütterung dann eingestellt und erst nach einer gewissen Zeit wieder aufgenommen werden.
Aber Achtung! Das Verschwinden eines etablierten Futterplatzes kann zu Todesfällen bei anderen Arten führen, die sich auf die Futterstelle verlassen und sich nicht so schnell umstellen können.
Insgesamt bietet die Fütterung von Wildvögeln eine wertvolle Gelegenheit, die Natur zu schätzen und zu schützen, und sie kann einen positiven Beitrag zur Erhaltung bedrohter Vogelarten leisten