Neu könnt ihr bei uns im Geschäft ein Gezeitenpaludarium besichtigen.
Das Terrarium hat eine Grösse von 180 × 60 × 90 cm. Der Wasserstand könnte auf 20 cm gefüllt werden, was 250 Liter Wasser entsprechen würde.
In den Mangrovenwäldern an den Küsten von Asien und Afrika tummeln sich im Brackwasser ganz spezielle Tiere – die Schlammspringer. Diese Fische, die zu den Grundeln gehören, leben aber am Land.
Bei Flut klettern diese auf die Mangroven und warten dort wieder auf die Ebbe.
Während der Zeit der Ebbe durchsuchen diese den Sand und Schlamm auf essbare Krebse, kleine Fische und weiteres Futter.
Es gibt verschiedene Arten und wir haben uns für den indischen Zwergschlammspringer – Periophthalmus novemradiatus – entschieden. Diese Tiere sind gut in Gruppen zu halten und relativ friedlich untereinander. Und mit einer Endgrösse von 9 cm können wir so in unserem Terrarium 20 Tiere halten.
Sie besitzen keine Lunge. Sie können Wasser einschliesslich des darin gelösten Sauerstoffs in ihrem Kiemensack speichern. An Land verschliesst der Schlammspringer seine Kiemen, damit diese nicht austrocknen. Um dieses gespeicherte Wasser mit Sauerstoff anzureichern, muss der Schlammspringer regelmässig Luft holen. Wenn er beim Verschlucken seiner Beute den Wasservorrat verschluckt, muss zurück ins Meer, um seine Kiemensäcke wieder mit Wasser aufzufüllen. Indem er mit dem Wasser “blubbert”, reichert er es mit Sauerstoff an.
Gezeitenpaludarium – Einrichtung und Technik:
Zuerst haben wir mit dem dunklen Bauschaum einen Teil des Bodens abgetrennt. Damit das Wasser sich darin nicht staut, wurden unten mit einem Filterschwamm Durchläufe eingebaut.
Danach wurde Sand eingefüllt. Im Moment haben wir noch auf Lehm verzichtet, aber eventuell fügen wir diesen noch ein, damit die Schlammspringer ihre Höhlen bauen können.
Als Dekoration und auch um die Natur nachzubauen, wurden Mangrovenwurzeln eingebaut.
Auf den Mangroven haben wir in Kokosnüssen Bromelien gepflanzt. Im Sand wurde ein künstlicher Steintopf eingegraben, damit wir ein Golliwoog anbieten können. Dies ist nicht für die Schlammspringer, sondern für die Mangrovenkrabben, die noch einziehen werden und sich vegetarisch ernähren.
Ebbe und Flut wird mit Pumpen erzeugt. Eine EHEIM compactOn pumpt das Wasser in den Aussenbehälter ab, wo es die nächsten 6 Stunden durch einen Innenfilter gereinigt wird. Danach kommt eine grössere Pumpe zum Einsatz, da das Wasser um 1,5 Meter nach oben gefördert werden muss. Der Wasserstand ist im Moment ca. 12 cm und wir schauen einmal, wie es den Bewohnern gefällt.
Wie auch in der Natur haben wir so zweimal am Tag Ebbe und Flut. Dies wird über Schaltuhren gesteuert. Eine Verschiebung der Zeit von Ebbe und Flut, wie dies in der Natur geschieht, wurde nicht eingebaut – dies schaffen wir mit diesen einfachen Komponenten nicht.
Der Salzgehalt im Wasser muss mindestens 3 g/Liter betragen und kann bis auf den Meerwassergehalt von 35 g/Liter erhöht werden. Da die Tiere im Brackwasser leben, können sie mit dem schwankenden Salzgehalt gut umgehen. Wir haben bei uns im Wasser rund 10 g/Liter zugefügt.
Die Beleuchtung besteht aus einer 70 Watt UVB Lampe und 2x 34 Watt Arcadia LED. Die Luftgitter oben wurden fast komplett mit Sagex abgedeckt, damit die Wärme nicht entweicht. Die Belüftung ist durch die zwei Gitter auf den Seiten (einmal unten und einmal oben) gewährleistet. So erhalten wir bis zum Mittag eine Temperatur von 26 °C und nachts kühlt das Terrarium auf 20 °C ab.
Unter dem Terrarium haben wir noch eine Wärmematte platziert, sodass das Wasser nicht zu kalt wird. Zudem ist im Auffangbecken eine Aquarienheizung und das Wasser wird bei Flut mit 26 °C ins Paludarium gepumpt.
Fütterung:
Gefüttert werden die Schlammspringer bei Ebbe. So können diese den Sand wie in der Natur durchwühlen und nach Futter suchen.
Als Futter geben wir lebende Artemia, rote Mückenlarven, kleine Heimchen und Fliegen, was auch den Jagdtrieb der Tiere aktiviert. Daneben werden auch gefrorene Mysis und Krill angeboten und beim Trockenfutter gefriergetrocknete Artemien. Flockenfutter spucken die Schlammspringer bis jetzt immer wieder aus.
Während der Flut sitzen sie auf den Steinnachbauten, der Wurzel oder hängen einfach an den Scheiben, indem sie sich mit einer Art Saugnapf, den sie am Bauch besitzen, festhalten.
Eine Nachzucht ist in Gefangenschaft noch nicht gelungen. Die Schlammspringer haben zwar bereits in Höhlen abgelaicht, aber die Aufzucht der Larven klappt nicht.
Wir werden einmal schauen, ob sich ein Paar findet, eine Höhle baut und laicht.
Schlammspringer werden rund fünf Jahre alt – somit haben wir Zeit, da etwas zu forschen.
Schlammspringer lassen sich züchten, wenn auch mir viel Aufwand.
–> https://www.researchgate.net/publication/280943923_Schlammspringerzucht_-_Eine_kleine_Sensation_Die_Nachzucht_von_Schlammspringern_ist_endlich_gelungen
–> https://my-fish.org/titelthema-zucht-von-schlammspringern-aquaristik-fachmagazin-ausgabe-243-junijuli-2015-ist-erschienen/
Schöne Grüße
Hans-Georg Rupp
Guten Tag Herr Rupp
Herzlichen Dank für den Link und den tollen Bericht.
Wir werden unser Terrarium noch optimieren.
An den Bodengrund vom Watt komme ich nicht ran, da müssen wir etwas selbst mischen.
Liebe Grüsse
Therese Schumacher
Hallo Therese,
leider kann ich nicht so schnell zu dir ins Geschäft kommen, um mir dein Projekt mit dem Gezeiten-Paludarium anzusehen. Aber dein Bericht, die Bilder und all die Details zeigen deine Kompetenz.
Ja, Aquaristik muss man zeigen und machen und dies ist wiederum ein schönes Beispiel für unser Hobby.
Weiterhin viel Besucher und Interessierte
Hermann