Seit nun 32 Jahren führe ich den Zoo Roco in Lyss. Viele Menschen haben mich in dieser Zeit begleitet. Kunden, die mit Kindern bei mir waren – diese Kinder sind nun gross und haben wiederum Kinder.
Viele Menschen sind in dieser Zeit im Geschäft ein und aus gegangen.
Manche Kunden kamen plötzlich nicht mehr und ich habe mich gefragt; sind diese weggezogen, haben sie das Hobby aufgegeben, ist das Tier gestorben…
Letzte Woche erhielt ich einen Anruf von der Tochter oder Schwiegertochter eines Kunden – der Vater sei überraschend gestorben und es könne sich niemand um das Aquarium und die Fische kümmern. Ob wir die Fische und das Aquarium holen würden.
Der Schock bei uns im Team war da – war doch dieser Herr seit Jahren Stammkunde bei uns. Jede Woche ein- bis zweimal war er bei uns im Geschäft. Sei es für Fragen, für Einkäufe oder einfach, weil er ein wenig die Fische bestaunen wollte. Sehen was es Neues gibt, obwohl er in seinem Aquarium kein Platz mehr für neue Fische hatte.
Wir erinnern uns an viele, verschieden Geschichten und Anekdoten, die wir mit ihm erleben durften.
Wir sind dann zu Zweit losgefahren, um die Fische zu holen und das Aquarium aufzulösen. Es ist eine spezielle Situation. Ein gut gepflegtes Aquarium mit vielen liebevoll, selber gebastelten Technikdetails mussten wir da abbauen. Gut gepflegte Diskusse in, naja einem etwas zu kleinen Aquarium, aber gut genährt und tipptopp gesund!
Die Fische wurden eingefangen und das Aquarium-Wasser abgelassen. Im Gespräch mit der Familie haben wir erfahren, dass die Fische und der Besuch bei uns im Geschäft ein Ausgleich waren, hat doch dieser Kunde seine kranke Frau 24 Stunden selber gepflegt, und dies im Alter von 79 Jahren. Dies zollt dem Herrn meinen grössten Respekt!
An der Wand hing ein wunderschönes Pferdebild – das habe sein Vater selbst gemalt, habe ich erfahren. Also war dieser Herr nicht nur ein hingebungsvoller Aquarianer, ein technischer Bastler, ein unerkannter Pfleger, sondern auch noch ein begabter Maler…
Wie wenig wissen wir doch von den Mitmenschen, die uns fast täglich begegnen!
Neben den Fischen, den Aquarium und all dem Zubehör haben wir noch zwei Taschen mit Büchern mit nach Hause genommen. Ich habe diese nur kurz durchgeblättert, aber für mich ist dies ein wahres Geschenk. z. B. ein Buch von 1968 über Aquaristik und die Fische dieser Zeit – das ist bestimmt mein nächster Lesestoff! Ich werde diese Bücher nicht verkaufen, sondern für mich und mein Team behalten. Herzlichen Dank, dass wir diese Bücher mitnehmen durften.
Die sieben Diskusse kommen zu einem Kunden in ein 180 cm Aquarium mit viel Schwimm-Möglichkeiten. Die Fische werden nicht verkauft , sondern zu einem symbolischen Preis weiter gegeben und der Betrag wird nach Venezuela für die Warao-Indianer für Medikamente gespendet.
Ich unterstütze diese Kommune seit 2016, als ich mit JBL am Orinoco war. Bereits mehrere Sendungen mit Medikamente konnten wir über Medeor senden.
Somit fliesst das Geld an den Amazonas, woher die meisten Zierfische im Handel ursprünglich herkommen.
Ich denke, dass dies im Sinne des Kunden wäre – ein Kreis, der sich schliesst.
Ich habe mir soeben nochmals die Zeit genommen, – um „ In Gedenken“ zu lesen um einzutauchen in diese emotionalen Gedanken einer Rückblende. Ja, meist ist unser Sinnen nach Vorne gerichtet, hält sich in den täglichen Veränderungen auf und das ist ja auch richtig.
Ffolgen wir doch dem Gang der Evolution in der Natur und also auch in uns. Aber trotzdem ist es manchmal so wichtig, den Blick nach hinten zurichten, meist sieht man vieles anders und man kommt zu der Einsicht, dass es wichtig ist, im bewussten Jetzt zu leben. Denn nur so kommt Sinn in unser Leben und so wie Therese bei diesem „Gedenken“ an die menschlichen Einzelheiten der Besuche erinnert, an die Gespräche, an die Geschichten, – nur so kommt es zu unserem Lebensinn, zu spüren was um uns passiert. Für diesen „Stammkunde“ – muss gerade lächeln, denn wenn ich an unsere Warao-Indianer denke, dann bedeutet ja „Stamm“—das dazugehören… und genau dies wollte dieser Kunde,- sich aufgehoben fühlen im Geschäft von Therese, sich angenommen fühlen und sich erfreuen an den Fischen, an seinem Hobby, welches ihm wie auch mir die Natur ins Wohnzimmer bringt und somit dieses Leben!
Ja, wie oberflächlich ist unsere Gesellschaft in vielen Bereichen geworden, meist zum Preis, dass man nichts verpasst,– aber wie wichtig sind dann diese Inhalte, diese persönlichen Geschichten, denn nur sie vermitteln uns, was hinter vielen Fakten, Zahlen und Personen stehen. Somit zeigt sich auf einmal ein Bild,– und nun ist diese Bild fertig – hat sich der Kreis geschlossen, denn symbolisch sind nun seine geliebten Diskussfische in die Lebensräume von Orinoco und Amazonas zurückgekehrt, tauchen mit der großzügigen Spende ein, etwas Hilfe und Linderung durch Medikamente bei den Warao-Indianern in Venezuela zu ermöglichen. Somit ein inniges und persönliches Dankeschön an IN GEDENKEN.
Hermann Kunze
Hallo Hermann
Herzlichen Dank für Deine Worte!
Gerne füge ich noch das Bild der Warao ein – ich hoffe, dass der Betrag, der für Medikamente eingesetzt wird, den einen oder anderen Schmerz oder Krankheit lindert.
Therese
Yakera jokonarea- Guten Morgen würde dies auf Warao heißen Therese, – hiermit nochmals danke und ich versichere dir, dass der Betrag sicherlich vielen Bewohnern des Orinoco-Deltas helfen wird. Hierbei auch noch ein Danke an meinen Freund Mauro, ohne dessen Hilfe vieles nicht möglich wäre. Es hat mir zu Deinen Gedanken auch einige Worte geschrieben….
Mauro, der zum den Warao-Stamm gehört und in Südamerika schaut, dass alles klappt, schrieb folgende Worte als Dank!
Wow! my heart became wrinkled, my eyes became watery and my breath became agitated with this story, with so many connections, with so many reasons and meaning!
It makes us see the meaning of life and the belonging to a whole that completes the essence of why we are here.
As he says: that sometimes we know little about the people we “know”. Behind all of them there are stories and the world in a turn teaches you that we are all part of the tribe, we are part of the connected nature and we come back to it in one way or another.
Your answer leaves me speechless, thank you for sharing it dear friend. I wonder what all those who have received a medicine, our warao, would think if they knew all that is behind all the connections and how important they are to so many beautiful people who reach out their hand, yes, it is the tribe.
Thank you very much.