Zwerghamster

Haltung, Ernährung, Herkunft und anderes Wissenswertes über die kleinen Kobolde finden Sie in diesem Beitrag.

In der Wildnis existieren ca. 20 verschieden Zwerghamster Arten, es werden davon jedoch nur vier als Heimtier gehalten. Alle Zwerghamsterarten kommen aus Asien. Jedoch leben diese in sehr unterschiedlichen Regionen und Habitaten.

Dschungarischer Zwerghamster (Phodopus sungorus)

Dieser Zwerghamster ist die bekannteste und am meisten gehaltene Art in der Heimtierhaltung

• Grösse 7-10 cm
• Breiter, unterbrochener Aalstrich
• Klar abgegrenzte Dreibogenlinie
• Kleine Ohren
• Umfärbung bei Winterfell (Natur)
• Wenig Farbmutationen

Lebensraum:

Den dschungarischen Zwerghamster findet man in den Steppengebieten der Mongolei, Nordwest-Chinas und Kasachstans. Fruchtbare Böden in der Nähe von Bächen oder rund um Seen werden dabei als Lebensraum bevorzugt.

Das unterirdische Gangsystem in den festen Böden graben sie selber, oder benutzen bereits angelegte Gänge von anderen Tieren wie zum Beispiel des Mull-Lemmings.

Im Winter ist der dschungarische Zwerghamster auch Eis und Schnee ausgesetzt und ändert dort zur besseren Tarnung seine Fellfarbe von graubraun über weiss gefleckt bis fast ganz weiss.

Campbell Zwerghamster (Phodopus campbelli)

• Grösse 6-7 cm
• schmaler, durchgängiger Aalstrich
• verschwommene Dreibogenlinie
• grosse Ohren
• viele Farbmutationen

Campell Zwerghamster kommen in der Mongolei und in saftigen Steppen von China, aber auch in den Übergangsregionen zu den Halbwüsten vor.

Die Böden sind sandiger als beim dschungarischen Zwerghamster und die Pflanzenwelt ist karger und trockener.

Chinesischer Streifenhamster (Cricetulus griseus)

Foto folgt….

• Grösse 7-9 cm
• Schmale Körperform
• Dunkler Aalstrich
• Langer Schwanz
• Kletterfreudig
• Gescheckte und weisse Zuchtform (weisse Männchen sind meist unfruchtbar)

Ist auch in der Natur ein Einzelgänger!

Der chinesische Streifenhamster lebt in Gegenden, wo es sandige, feste Böden mit Gräser- und Kräuterbewuchs gibt.

Kleine Sträucher mit ihrem Wurzelwerk geben den unterirdischen Bauten den Halt und den Streifenhamster Schutz vor Feinden.

Roborowski Zwerghamster

• Grösse 5 cm
• Kleinste Art
• Grosser runder, breiter Kopf
• Leicht behaarter Schanz
• Behaarte Sohlen

Naturfarbig oder als Zuchtform Husky

Roborowski Zwerghamster leben in freier Wildbahn auf sandigem Boden mit wenig Grasbewuchs.

Die Bauten sind wegen des Sandes eher einfach und als Stützfunktion für die Höhlen werden die Wurzeln der Gräser und Steine genutzt.

Geschichte

Herr Pallas hat den dschungarischen Zwerghamster 1773 südlich des Flusses Irtisch in der damaligen Soongarischen (Dsungarischen) Steppe entdeckt.

Im Jahre 1867 fand Edwards den chinesischen Streifenhamster. Der Roborowski Zwerghamster wurde 1903 von Satunin und der Campbell Zwerghamster 1905 von Thomas zum ersten Mal beschrieben.

Nach langer Vergessenheit wurden die Zwerghamster nach dem 2. Weltkrieg wiederentdeckt und in Labors zu Versuchszwecken verwendet. Für die Forschung waren die Zwerghamster nicht geeignet, da man die flinken Tiere kaum in der Hand halten kann. Das Max-Planck-Institut beschäftigte sich Ende der 60er Jahre mit der Untersuchung und Zucht der dsungarischen Zwerghamster. Dadurch wurden diese dann als Heimtiere bekannt.

Die Zwerghamster leben in der Natur in losen Gruppenverbänden und sind dämmerungs- und nachtaktiv.

Dsungarische Zwerghamster, Campbell-Zwerghamster, Roborowski-Zwerghamster sind in der Natur im Gegensatz zu Goldhamstern keine wirklichen Einzelgänger. Die Paare leben zusammen mit den Jungtieren der letzten Würfe im Bau. Zusammen legen sie Vorräte an und schlafen auch im selben Nest.

Doch warum trifft man heute fast nur noch die Einzelhaltung an?
Durch die frühe Trennung der Jungtiere von den Eltern haben diese das Sozialverhalten verlernt.
Die Jungtiere müssten nun bei der Zucht länger bei den Eltern bleiben und dann selektiert werden. Weitergezüchtet sollte dann nur mit Tieren, die sich sozial verhalten und keine Aggressionen zeigen.

Wie hält man denn jetzt die Zwerghamster?

Am Natürlichsten wäre ein Paar, aber dies ist wegen des Nachwuchses nicht zu empfehlen.

Bei einem grossen Gehege mit guter Struktur und vielen Verstecken kann man sich auf zwei gleichgeschlechtliche Tiere einlassen. In kleinen Gehegen wird dies nicht funktionieren. Aber man muss sich bewusst sein, dass dies auch nicht funktioniert und man dann die Tiere trennen muss.
Vom Schweizer Gesetz her dürfen die Zwerghamster einzeln gehalten werden.

Das Gehege für Zwerghamster sollte möglichst gross und ausbruchssicher sein. Wir empfehlen eine Grösse von mindestens 100x40cm oder grösser.
Idealerweise wird ein Aquarium oder ein Nagerglas gekauft, da man da mit der Grabschicht von 15cm kein Problem hat. Bei den meisten Gehegen mit Gitter ist die Schale nicht hoch genug und somit kann dieser gesetzliche Aspekt nicht erfüllt werden.

Den Tieren muss eine Grabschicht von mind. 15 cm zur Verfügung stehen. Diese sollte aus verschiedenen, grabfähigen Materialien wie Kleintiereinstreu, Hanfstreu, Sand und Erde zusammengesetzt sein. Auch die verschiedenen Überstreuarten können dabei zum Einsatz kommen.

Das Gehege kann mit Ästen, Korkröhren und Etagen dreidimensional gestaltet werden. Für jedes Tier muss eine Rückzugsmöglichkeit angeboten werden.

Bei einer Gruppenhaltung muss das Gehege so strukturiert sein, dass alle Tiere der Gruppe in jeder Höhle zusammen Platz finden, die Tiere sich jedoch auch gut aus dem Weg gehen können. Insgesamt ist eine naturnahe Gestaltung mit vielen Barrieren über die gesprungen und geklettert werden muss, genauso wichtig, wie eine freie Fläche, die als Rennstrecke genutzt wird.

Einrichtungsgegenstände:

• Äste, (z.B. Obstbäume, Birke, Weide, Haselnuss)
• Kork, Weinreben, Wurzeln
• Röhren mit min. 5cm Ø
• Holzhäuser
• Heunester
• Hängebrücken
• Ton/Keramik Röhren oder Töpfe
• Kokosnüsse
• Laufteller oder Laufrad (mind. 20cm Durchmesser – besser grösser)
• Grasbüsche
• Sisalseil / Kokosseile

Zur Fellpflege ist auch für Zwerghamster ein Sandbad empfehlenswert.
Es kann aber im Gehege auch ein Teil der Grundfläche vom Streu abgetrennt werden. Dieser Teil kann dann wie eine Steppe mit Sand und Steinen gestaltet werden. Dies ist vor allem beim Roborowski Zwerghamster eine naturnahe Käfiggestaltung, da dieser in sehr sandigen, steppenartigen Gebieten lebt.

Zwerghamster markieren ihr Revier mit Duftdrüsen. Anhand von Gerüchen können sich die Tiere gegenseitig identifizieren. Sie erkennen sich weder optisch noch akustisch.

Alle Zwerghamster haben Duftdrüsen am Bauch, man erkennt diese an der Fellverfärbung. Der chinesische Streifenhamster besitzt zudem seitliche Flankendrüsen.

Zwerghamster Ernährung

Zwerghamster ernähren sich in der Natur von jeder Art von Kräutern, Beeren, Getreide, Samen, Gemüsen und Insekten. Der Anteil an tierischer Nahrung schwankt da je nach Art:

Dsungarische Zwerghamster und Campbell Zwerghamster:

Diese ernähren sich in erster Linie von Gräsern, Grassamen, Kräutern und Insekten. Der Anteil tierischer Nahrung beträgt ca. 40 %, Anteil Gräsersamen und Kräutersamen 40 – 50%, Anteil andere Pflanzenbestandteile ca. 10 – 20 %.

Roborowski Zwerghamster ernähren sich überwiegend karg von Gräsern und Kräutern. Der Anteil an Gräsersamen und Kräutersamen liegt in freier Wildbahn bei um die 80 %, dazu kommt ein geringer Anteil tierischer Nahrung von ca. 10 % und andere Pflanzenteile von ca. 10 %.

Chinesische Zwerghamster haben ein sehr weites Futterspektrum: Samen, Kräuter, Gräser, Getreide, Früchte und Insekten gehören dazu. Der Anteil an tierischer Nahrung liegt bei ca. 30 %, Kleinsämereien ca. 50 % und Pflanzenteile ca. 20 %

Somit gehört in den natürlichen Speiseplan der Zwerghamster:

• handelsübliches Hamsterfutter mit Insektenanteil
• der Insektenanteil muss je nach Zwerghamsterart angepasst werden
• Sämereien
• Kräuter
• Heu oder Stroh
• wenig Gemüse (keine Karotten, Randen)
• kein Obst! => sind anfällig auf Diabetes
• frische Äste
• frisches Wasser

Alle Zwerghamsterarten besitzen Backentaschen. Die Tiere transportieren damit das Futter in die Vorratsecken. Diese müssen regelmässig kontrolliert werden, da sich vor allem beim „Hamstern“ von Frischfutter Schimmel bilden kann.

Zuchtdaten und Zuchtfarben

Wir empfehlen, die Tiere nicht zu züchten – die Daten sind hier nur, damit der Beitrag auch vollständig ist.

Geschlechtsreife:	Ab dem 28. Tag
Zuchtreife:	8-10 Wochen
Absetzalter:	4 Wochen

Tragzeit und Wurfgrösse bei den Zwerghamsterarten:

Art	Tragzeit	Wurfgrösse
Dsungarische Zwerghamster	19 – 23 Tage	4 – 7
Campbell Zwerghamster	17 – 20	4 – 6
Roborowski Zwerghamster	19 – 22	3 – 5
Chinesische Streifenhamster	20 – 22	5 – 7

Die meisten Farbvariationen wurden beim Campbell Zwerghamster gezüchtet.
Dschungarische Zwerghamster zeigen bei der Zucht kaum eine Farbveränderung, deshalb wurden diese oft mit dem Campbell verpaart. Dies ist allerdings nicht zu empfehlen. Die männlichen Nachkommen sind unfruchtbar und es kommt auch zu weiteren Degenerationen der Nachkommen. In der Natur kommt eine solche Verpaarung nie vor, da beide Arten in unterschiedlichen Gebieten leben.

Beim chinesischen Zwerghamster gibt es gescheckte und weisse Zuchtformen (weisse Männchen sind meist unfruchtbar).

Bei den Roborowski Zwerghamstern sind als Zuchtform die Schecken, Huskys und zimtfarbige Nachkommen bekannt.